Hagebau
Öffnen
Schließen
Themenbereich

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade

Kategorie: Holzbau Profis

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden kommen bei Neubauten und Sanierungen immer häufiger zum Einsatz. Das sollten Sie zu der cleveren Wandverkleidung wissen.

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ist eine weitverbreitete Art der Gebäudehülle: An einer Unterkonstruktion werden Außenwandbekleidungen montiert. Der Zwischenraum dient der Hinterlüftung und häufig als zusätzliche Dämmebene. Die Dämmstoffe sind wasserabweisend oder aber mit einer zusätzlichen wasserableitenden Bahn vor Feuchtigkeit geschützt. Der zweistufige Wetterschutz aus Außenbekleidung und Hinterlüftung ergibt eine extrem robuste Konstruktion, die sich sowohl für Gebäude mittlerer Höhe als auch Hochhäuser eignet.

Landesbauordnungen regeln zusätzliche Bestimmungen
Für kleinere Gebäude (bis acht Meter) können alle üblichen Werkstoffe zur Außenbekleidung verwendet werden (Baustoffklasse B2) – vorausgesetzt die Gebäudeabstände und Grenzabstände werden eingehalten. Bei anderen Gebäudeklassen sind zusätzliche Bestimmungen hinsichtlich des Brandschutzes zu beachten. Entsprechende Regelungen werden in den Landesbauordnungen getroffen. Ebenfalls zu beachten sind die Windlasten aufgrund der höheren Anströmgeschwindigkeiten.

Die wichtigsten Punkte zur VHF im Überblick:
Planung und Montage

  • Das Konstruktionsprinzip der VHF ist grundsätzlich gleich – egal für welche Form der VHF man sich entscheidet. Das vereinfacht die Planung.
  • Der Einsatz von genormten oder bauaufsichtlich zugelassenen Systemen ist möglich. Diese Forderung ergibt sich insbesondere bei Gebäuden ab einer Höhe von 8 Metern.
  • Die VHF ist eine leichte Konstruktion, die sich an nahezu jede Rohbauwandart montieren lässt. Einschränkungen gibt es dabei kaum. Die Verankerung in der Rohbauwand erfolgt mit zugelassenen Dübeln oder Schrauben.
  • Bei der Planung des Rohbaus müssen nur wenige Details beachtet werden. Vorbereitungen bei den Fundamenten des Gebäudes sind nicht zu treffen.
  • Durch die Trockenbauart der VHF ist eine Saison- und witterungsunabhängige Montage möglich.
  • Zur Verarbeitung von VHF, werden bis auf die gewöhnlichen Montagewerkzeuge keine besonderen betrieblichen Ausstattungen benötigt.

Einsatzfelder Neubau und Sanierung

  • Mineralische Rohbaukonstruktionen (Mauerwerk, Beton) werden in der Nassbauweise erstellt. Je nach Witterungsverhältnissen während der Bauphase kann darin zusätzlich Feuchtigkeit „gespeichert“ sein. Mit der VHF können feuchte Untergründe ohne Wartezeit bekleidet werden.
  • Die Austrocknung wird durch die Hinterlüftung gewährleistet. Dennoch sollte die Trockenbauweise im Sinne eines angenehmen Wohnklimas und der Vermeidung von Schimmelbildung bevorzugt werden.
  • Gebäude unterliegen mehr oder weniger großen Verformungen. Gründe können thermische Änderungen oder auch Bewegungen im Untergrund aufgrund von z.B. unterschiedlichen Grundwasserständen sein. Im Neubau führen das Abbinden von Beton sowie das Nachtrocknen von Holz zu Schwindverformung. VHF können diese Verformungen nahezu schadfrei aufnehmen.
  • Insbesondere Rohbaukonstruktionen von Altbauten sind häufig uneben. Mit Hilfe der Unterkonstruktion der VHF kann dies problemlos ausgeglichen werden.
  • Häufiger Grund für eine Gebäudesanierung ist ein schadhafter Außenputz. Da die Unterkonstruktion der VHF in der Rohbauwand verankert wird, müssen Wände vor der Montage nicht vollständig von brüchigen, losen Putzteilen befreit werden. Auch alte Putzanstriche müssen nicht entfernt werden.

Wärmeschutz und Witterungsschutz

  • Eine VHF kann bezüglich des Wärmeschutzes beliebig eingestellt werden. Es ist sogar möglich den Wärmeschutz des Gebäudes quasi allein durch die Fassadenkonstruktion zu gewährleisten. Werden die Abstandhalter entsprechend hoch montiert, lassen sich auch dickere Dämmplatten einbauen.
  • Die Unterkonstruktion kann aus Metall oder Holz hergestellt werden. Eine Unterkonstruktion aus Holz besteht aus einer Grundlattung, in der die Dämmung untergebracht wird, sowie einer Traglattung zur Befestigung der Bekleidung.
  • Durch die Hinterlüftung wird ein robuster zweistufiger Witterungsschutz gewährleistet. Be- oder Durchfeuchtungen der Bekleidungen bleiben ohne Einfluss auf die Rohbaukonstruktion.
  • Zudem können pflegeleichte Oberflächen hergestellt werden. Auch ein aktiver Graffitischutz ist möglich. Verschiedene Hersteller bieten entsprechende werkseitige Beschichtungen an.
  • Die Wasserdampfdurchlässigkeit der Bekleidung ist von untergeordneter Bedeutung. Das im Zwischenraum möglicherweise kondensierende Wasser wird durch die Hinterlüftung abgelüftet. Ist die Außenbekleidung zusätzlich diffusionsoffen, weist die Konstruktion eine zusätzlich Austrocknungsreserve auf. Notwendig ist diese aber nicht.

Instandhaltung und Individualisierbarkeit

  • Schäden an der Bekleidung können zunächst überwiegend als optischer Mangel gewertet werden, da eine Durchfeuchtung von Wärmedämmung und Rohbaukonstruktion zumeist nicht droht.
  • Die VHF kann mit geringem Aufwand instand gesetzt werden. Die Fassadenbekleidungen sind reversibel montierbar.
  • Beschädigte Elemente lassen sich einzeln austauschen. Dadurch besitzen VHF eine hohe, langfristige Wirtschaftlichkeit.
  • Viele verschiedene Elemente sind integrierbar. Dieses können zum Beispiel Solarkollektoren, Photovoltaikelemente, transparente Wärmedämmung (TWD-Elemente), Heizsysteme, Sonnenschutzanlagen, Beleuchtungen und Werbetafeln sein.